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Impuls zum 11. Februar 2024

Zum 6. Sonntag im Jahreskreis

Von Veronika Hüning (Höhbeck im Wendland), pax christi Diözesanverband Hildesheim

Heilende Berührung

Lied: Da berühren sich Himmel und Erde
Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen …
Wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken …
Wo Menschen sich verbinden, den Hass überwinden …
und neu beginnen, ganz neu,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns. 

Die Berührung von Himmel und Erde
Ein starkes Bild! Eine solche Berührung muss ein Moment großen Glücks sein, eine Erhebung aus dem Staub, ein Blick in das hellste Licht. Himmel und Erde berühren sich, wie das Lied es ausdrückt, wenn Menschen sich versöhnen, verbünden, neu beginnen, ohne Hass und Selbstsucht. Eine solche Haltung der Liebe würde der Mahnung des Paulus entsprechen, die er im 1. Brief an die Korinther ausgedrückt hat: „Sucht den Nutzen aller, nicht euren eigenen!“ (1 Kor 10, 31-11,1)

Mk 1,40-45
Das Evangelium des heutigen Sonntags erzählt auch von einer Berührung zwischen Himmel und Erde, finde ich. Ein Aussätziger kommt zu Jesus. Laut mosaischem Gesetz ist er unrein und muss sich von den anderen absondern. Im Buch Levitikus, Kapitel 13, ist das glasklar dargelegt. Jesus wird das gewusst haben, oder? Aber er überschreitet diese Grenze, um den Lepra-Kranken zu heilen.

Auf der Seite des Aussätzigen ist sein Vertrauen in Jesus entscheidend, damit er seine Bitte an ihn zu richten wagt. Auf der Seite Jesu sehe ich dreierlei:
Er hat MITLEID.
Er BERÜHRT den Kranken. Gibt es eine größere Nähe als eine solche Berührung?
Er WILL, dass der Aussätzige gesund wird. Das ist wirksam, weil Jesus mit göttlicher Macht handelt.
So ist die Heilung des Aussätzigen durch Jesus in meinen Augen eine Berührung von Himmel und Erde. Jesus, der Gesandte Gottes „aus dem Himmel“, berührt den kranken und ausgegrenzten Menschen auf der Erde. Das muss für diesen ein Blick ins Licht gewesen sein, eine unermessliche Freude, himmlisch! Er wird nicht nur gesund, sondern auch wieder gemeinschaftsfähig.

Warum nur befiehlt Jesus dem Geheilten, niemandem etwas zu sagen, nachdem er sich vorschriftsmäßig dem Priester als rein gezeigt und sein Dankesopfer dargebracht hat? Das ist nicht leicht zu verstehen. Fürchtet Jesus, sich der vielfältigen Bedürfnisse nach Heilung nicht erwehren zu können? Oder will er sich noch nicht als der ersehnte Messias zu erkennen geben? Ist er noch in einem inneren Konflikt über seine Sendung? Oder ist es ein Kunstgriff des Evangelisten, der das Offenbarwerden des angebrochenen Gottesreiches noch hinauszögern will?
Doch der Geheilte hält sich nicht an Jesu Weisung; er verkündet dessen Tat. Gott sein Dank, möchte ich sagen, weil wir sonst die Geschichte vielleicht nicht hätten überliefert bekommen können. Wie wirksam die Verkündigung war, zeigt sich darin, dass Jesus sich zurückzieht – er ist offenbar noch nicht bereit – und erst recht großen Zulauf erfährt.

Lied: Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt (GL 383)

Berührungen heute
Wir sind aufgerufen, Menschen zu berühren, heilsam zu wirken. Ich denke an große Dinge, die wir als christliche Friedensbewegung tun können, und an kleine Dinge, die jede*r Einzelne von uns tun kann.
Geflüchtete aufnehmen, sich mit unterdrückten und verfolgten Menschen solidarisieren, Kriegsopfern humanitäre Hilfe zukommen lassen – all das ist für mich heilsame Berührung.
Jemanden verteidigen, der von rechter Hetze bedrängt wird, jemanden zum Gespräch einladen, der überall unwillkommen ist oder der schon den Stempel des politisch Unbelehrbaren, Verirrten trägt, jemanden umarmen, der „unrein“ ist, ausgegrenzt, als asozial gilt – all das ist heilsame Berührung.

Gebet
Guter Gott, Jesus unser Bruder, hat keine Berührungsängste mit uns, mit den Aussätzigen damals und heute. Er will keine Spaltung unter den Menschen.
Hilf uns, unsere Ängste voreinander und vor den Fremden zu überwinden, Isolierungen zu durchbrechen und eine offene Gesellschaft zu gestalten, in der alle willkommen sind, mit welchen Belastungen sie sich auch plagen.
Lass uns so miteinander heil werden, dich finden und dir danken.
(Ferdi Kerstiens: Wachsame Geduld – Zeit für Entscheidung, S. 162)

Segen
Segne uns, heiliger Gott, mit Gedanken des Friedens, mit der Kraft der Liebe, mit dem Wasser der Güte. Segne uns mit Offenheit für die Fülle des Lebens, heute und alle Tage: der Vater durch den Sohn im Heiligen Geist. Amen.

Lied: Dass du mich einstimmen lässt (GL 389)